Natürliche Entwicklung: Vom Kalb zum Wiederkäuer

Zu den faszinierendsten Aspekten bei der Aufzucht von Kälbern gehört die Entwicklung des Verdauungssystems. Was viele nicht wissen: Ein neugeborenes Kalb ist noch kein Wiederkäuer. Es muss diese besondere Fähigkeit erst noch entwickeln, wobei die Ernährung die entscheidende Rolle spielt. Hier fassen wir Dir kurz zusammen, wie ein Kalb in den ersten Lebenswochen zum Wiederkäuer wird – und welche wichtige Funktion das Wiederkauen für Kälber und Rinder hat.

Vom Kälber- zum Rindermagen

Vom Kälber- zum Rindermagen

Direkt nach der Geburt können Kälber zunächst nur Milch verdauen – ähnlich wie beim menschlichen Magen. Sobald im Alter von rund vier Wochen gleichzeitig langsam die Futteraufnahme von Raufutter und Kraftfutter beginnt, lernen die Tiere das Wiederkauen. Auch das mehrteilige Verdauungssystem aus Pansen, Labmagen, Netzmagen und Blättermagen bildet sich ab diesem Zeitpunkt aus.

Was ist eigentlich „Wiederkauen“ – und was braucht das Kalb dafür?

Wenn Wiederkäuer Raufutter wie, Gras oder andere pflanzliche Nahrung fressen, zerkauen sie diese nur grob und schlucken sie dann sofort herunter. Die Nahrung gelangt dann in den sogenannten Pansen, die erste Stufe des komplexen Verdauungssystems der Tiere.

 Dies sind die vier Magenkammern und ihre Funktion beim Wiederkäuen und Verdauen der Nahrung:

  1. Pansen: Hier wird die geschluckte Nahrung vorverdaut. Der Pansen, der größte der vier Mägen und etwa 80 % des Gesamtvolumens umfassend, ist der Ort, an dem Bakterien und andere Mikroorganismen den grob zerkauten Nahrungsbrei in Stoffe umwandeln, die das Kalb gut aufnehmen kann. Das Geniale dabei: Bei der Fermentation, wie dieser Vorgang auch genannt wird, werden von den Pansenbakterien Nahrungsbestandteile verwertbar gemacht, die andere Tierarten nicht verdauen können – zum Beispiel Zellulose. Die pflanzlichen Proteine werden so in mikrobielles Protein umgewandelt, das den Großteil der Proteinaufnahme der Tiere ausmacht.

  2. Netzmagen: Die nächste Stufe: Damit der im Pansen entstandene Nahrungsbrei gut durchmischt und immer weiter zerkleinert werden kann, wird er zwischen Pansen und Netzmagen hin- und herbewegt. Durch Bewegungen des Netzmagens und der Speiseröhre wird der Brei portionsweise zurück in die Mundhöhle befördert. Hier kann er dann vom Tier aktiv immer weiter und feiner zerkaut werden. Nach einer Weile wird der Nahrungsbrei dann wieder heruntergeschluckt – und so erklärt sich auch der Begriff „Wiederkauen“. Im Netzmagen werden außerdem grobe und feine Nahrungspartikel sortiert: Kleinere Partikel, die bereit für den weiteren Verdauungsvorgang sind, werden in den Blättermagen weitergeleitet.

  3. Blättermagen: Im Blättermagen wird der Nahrungsbrei weiter eingedickt, indem ihm Wasser entzogen wird. Anschließend wird er in den Labmagen weitertransportiert.

  4. Labmagen: Die Letzte Stufe der Nährstoff-Gewinnung aus dem Nahrungsbrei: Im Labmagen sorgen Verdauungssekrete dafür, dass Zucker, Eiweiße, Mineralstoffe und Fette soweit freigesetzt werden, dass sie anschließend im Dünndarm resorbiert werden können und dem Körper zur Verfügung stehen.

Die Entwicklung des Pansens bei Kälbern

In den ersten Tagen und Wochen nach ihrer Geburt ernähren sich Kälber noch von der Milch ihrer Muttertiere. Sie haben zu dieser Zeit noch einen sehr großen Labmagen, der Pansen nimmt nur rund ein Viertel des Magen-Volumens ein. Mit der Umstellung auf feste Nahrung beginnt auch die Umstrukturierung der Verdauungsorgane: Der Pansen wächst stark, das differenzierte Magen-System bildet sich heraus und das Kalb wird zum Wiederkäuer.

Pansenfördernde Fütterung

Um die Entwicklung des Pansens und die Ansiedlung der Pansenbakterien zu fördern, sollte das Futter der Jungtiere möglichst strukturreich sein. Üblicherweise wird dafür eine Mischung aus Getreide, Grob- oder Raufutter wie Stroh und Kraftfutter verwendet. Es gibt am Markt auch zahlreiche Futterergänzungsmittel, um die Pansenentwicklung zu stimulieren. Diese werden unterschiedlich eingesetzt um die Gesundheit und Entwicklung der Kälber zu fördern. Diese Futtermischung stimuliert die Pansenwand, wodurch sie sich regelmäßig zusammenzieht. Das wiederum regt die Entwicklungs- und Wachstumsprozesse im Pansen an, bis schließlich das Zusammenspiel des Verdauungssystems voll ausgebildet und funktionsfähig ist.

Ein kleines Wunder der Natur

Der Weg vom Kalb zum Wiederkäuer ist ein komplexer Entwicklungsschritt, der entscheidend für Wohlergehen, Wachstum und Gesundheit der Tiere ist. Die hohen Tierwohl- und Erzeugungsstandards der KDK tragen auch in diesem Bereich dazu bei, dass die Kälber auf diesem Weg optimal begleitet und gefördert werden. Denn nur so entstehen hochwertige Kalbfleisch-Produkte, die unbeschwerten Genuss ermöglichen.