Übersicht über Rinderrassen in Deutschland und weltweit
Rinder gehören zu den wichtigsten Nutztieren Deutschlands und werden auf etwa jedem zweiten landwirtschaftlichen Betrieb gehalten. Grob einteilen lässt sich die Haltung von Rindern für die Milch- oder Fleischerzeugung. Rinder werden zudem in der Landschaftspflege eingesetzt.
Zahlen, Daten und Fakten zur Rinderhaltung Deutschland und weltweit
Knapp 11 Millionen Rinder leben in Deutschland . Die meisten von ihnen sind in der Milch- oder Fleischerzeugung der Landwirtschaft angesiedelt.
Weltweit gibt es nach Hochrechnungen etwa 942 Millionen Rinder, von denen der größte Anteil in Brasilien, Indien und den USA lebt. Amerika ist der weltweit größte Produzent von Rindfleisch (19 % der weltweiten Produktion) und Milch (15 %). Deutschland erzeugt etwa 2 % des Rindfleisches und 5 % der Milch im globalen Vergleich. Weltweit gibt es mehr als 1.000 Rinderrassen, die sich grob in zwei Kategorien und deren Kreuzungen unterscheiden lassen: Taurine Rinder (Bos taurus), die an das Klima kälterer Regionen angepasst sind, und Zebu-Rinder (Bos indicus), die in tropischen und subtropischen Gegenden der Welt leben.
Milchrassen, Fleischrassen und Zweinutzungsrassen
Rinderrassen unterscheiden sich in ihrem Aussehen, zum Beispiel im Hinblick auf Körperbau, Größe, Fellfarbe und -länge. Eine weitere Unterscheidung ist der Nutzungszweck, also ob das Rind eher für die landwirtschaftliche Milch- oder die Fleischproduktion eingesetzt werden soll. Deshalb wird nach Milchrassen und Fleischrassen unterschieden. Zudem gibt es noch Zweinutzungs- oder Doppelnutzungsrassen – also Rassen, die gleichzeitig zur Fleisch- und Milcherzeugung genutzt werden.
Milchrassen
Milchrassen bezeichnen Rinder, die eine vergleichsweise ergibige Milchleistung erbringen, aber einen geringen Fleischertrag haben. Die beiden deutschen Züchtungen Holstein und Braunvieh sind die am stärksten vertretenen Rinderrassen für die Milcherzeugung in Deutschland.
Fleischrassen
Als Fleischrinder bezeichnet man Rinderrassen, die eine starke Bemuskelung und gute Fleischstruktur haben. Die wichtigsten Rassen in Deutschland und anderen Ländern nördlicher Breitengrade sind Angus, Limousin und Charolais.
Das aus Frankreich stammende Limousin-Rind ist einfarbig mit einem hell- bis mittelbraunem Fell. Die Partien um Maul und Augen sind beim Limousin-Rind etwas heller. Limousin-Rinder eignen sich für die Grünlandhaltung in Gruppen, da sie mit vergleichsweise wenig Futter auskommen, widerstandsfähig sind und die Kühe selten Unterstützung beim Abkalben benötigen. Das Fleisch der Limousin-Rinder ist sehr zart und hochwertig.
Charolais
Das auch aus Frankreich stammende Rind Charolais ist eine weltweit beliebte Fleischrasse, die in etwa 70 Ländern gehalten wird. Charolais-Rinder haben ein weißes oder cremefarbenes, einfarbiges Fell. Trotz ihres hellen Fells sind sie nicht sonnenempfindlich und können gut im Freiland gehalten werden. Wegen ihrer breiten Statur und ausgeprägten Muskulatur an Lenden, Brust und Keule wirken Charolais-Rinder oft schwerfällig. Das Fleisch der Charolais-Rinder ist sehr mager und bekannt für sein feines Aroma.
Zweinutzungsrassen
Zweinutzungsrassen umfassen Rinderrassen, die nicht exklusiv für die Milch- oder Fleischerzeugung eingesetzt werden, sondern sich für beide Nutzungsarten in der Landwirtschaft eignen. Zwei wichtige Rassen sind das Simmentaler Fleckvieh und Gelbvieh.
Simmentaler
Die nach dem Schweizer Simmental benannte Rasse ist besser bekannt unter dem Namen „Fleckvieh“. Die Flecken auf dem ansonsten weißen Fell der Tiere können alle Farbnuancen von dunkelbraun bis gelblich annehmen. Das Fleckvieh ist genetisch hornlos. Die Kühe habe eine gute Milchleistung und die männlichen Kälber wachsen schnell, wobei sie starke Muskelpartien entwickeln. Ihr Fleisch gilt als grobfaserig,
saftig und zart.
Gelbvieh
Die einfarbige Fellfarbe des Gelbviehs reicht von rot- bis hellgelb. Das Gelbvieh hat helle Hörner und einen ausgeglichenen Charakter. Die Züchtung stammt aus Unterfranken und wurde in der Vergangenheit als Zugtier und in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. Der für diese Arbeit geeignete Körperbau mit langen Gliedmaßen und einem muskulösen Körperbau ist heute gleichermaßen vorteilhaft für die Mutterkuhhaltung und Rindermast. Das Fleisch zeichnet sich durch feine Fasern und eine gute Marmorierung aus.
Rinderrassen für die Landschaftspflege
Grünlandstandorte, Flussauen und Salzmarsche entstanden ursprünglich durch Rinder und andere Weidetiere und werden bis heute durch diese gepflegt. Auf Grünlandflächen, auf denen kein oder ein erschwerter Anbau landwirtschaftlicher Kulturen möglich ist (zum Beispiel in Hang- oder Uferlage), erhöhen Rinder zudem die Wertschöpfung: Zum einen ermöglichen sie die Erzeugung von Lebensmitteln (Fleisch) auf anderweitig nicht nutzbaren Flächen. Zum anderen verbessern sie die Bodenfestigkeit, was besonders in Hang- und Uferlage bedeutsam ist. Jungrinder der oben genannten Rassen werden zum Beispiel in Bayern und Österreich vor der Nutzung als Milchkuh oder in der Bullenzucht gerne auf Almen in der bergischen Landpflege gehalten!
Hinterwälder
Die Rasse der Hinterwälder stammt aus dem Schwarzwald und gilt mit einem Alter von bis zu 18 Jahren als die langlebigste Rinderrasse Deutschlands. Hinterwälder sind eher zierlich, haben ein weißes Fell mit braunen Flecken und meist einen weißen Kopf. Die Rinder sind robust, trittsicher mit einem geringen Gewicht und haben harte Klauen, weshalb sie besonders für schwierig zugängliche Gebiete prädestiniert sind. Die Hinterwälder Rinder eignen sich zudem für die Mutterkuhhaltung und das zarte Fleisch der Jungtiere gewinnt auch für die Fleischerzeugung an Bedeutung.
Delikatesse Rindfleisch: Gibt es die eine, beste Fleischrinderrasse?
Die Frage, ob es die beste Rasse für Rindfleisch gibt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Speziell für die Fleischerzeugung gezüchtete Rassen haben ein optimiertes Verhältnis von Muskeln und Fett. Doch für den Geschmack sind die Haltungsbedingungen des Tieres und die Frische des Fleisches viel wichtiger als die Rasse. Eine hohe Fleischqualität ist abhängig von der Gesundheit des Tieres und einer tierwohlgerechten Haltung, optimalerweise im Grünland. Diese Parameter sind unabhängig von der Rasse zu betrachten. Denn abwechslungsreiches Futter mit verschiedenen Gräsern, Bewegung und der soziale Verband der Herde wirken sich positiv auf den Geschmack aus. Kurze Transportwege zwischen Mastbetrieb, Schlachter und Metzger und somit die Frische des Fleisches sind ebenso ausschlaggebend für die Fleischqualität. Zudem spielt auch eine Rolle, wie alt das Tier zum Zeitpunkt der Schlachtung war. Das Fleisch von Kälbern, die laut gesetzlichen Vorgaben weniger als acht Monate bei der Schlachtung sein müssen, ist zarter und feiner als das Fleisch älterer Tiere. Zuletzt spielen auch Deine Vorlieben eine Rolle: Magst Du lieber fettarmes oder -reiches Fleisch? Auch hier gibt es Unterschiede zwischen Rinderrassen.
Welche Rinderrassen dominieren weltweit?
jeweils verschiedene Subrassen und Kreuzungen gibt (z.B. Irish Angus, Canada Angus, Brazilian Angus), sind in Nordamerika, Europa und einigen Teilen Südamerikas am stärksten vertreten.
Zebu-Rinder fühlen sich vor allem in tropischen und subtropischen Gegenden wohl und sind in Südostasien, Afrika und Süd- und Mittelamerika heimisch. Die am weitesten verbreiteten Zebu-Rassen sind Gyr, Kankrey und Guzerat. Brasilien und Indien haben mit zusammen etwa 400 Millionen Rindern die größte Rinderpopulationen weltweit. In Indien spielt diese für die Fleischproduktion jedoch eine sehr untergeordnete Rolle, da Rinder eine religiöse Bedeutung für Hindus haben. In Brasilien sind inzwischen 80 % der Rinder Zebus und werden für die Landschaftspflege und Rindfleischerzeugung eingesetzt.